Neues aus der Festung

25.07.2024

Fort VII - Sanierung geht in die heiße Phase

In der 30. KW wurde mit der lange angekündigten Sanierung der Saillantkasematte das an der Klosterwuhne liegendem, Fort VII begonnen. Dafür wurde die Front der Kasematte abgetragen, sowie Teile der bombensicheren Decke und der Innenwände. Ziel der Maßnahme ist es die erhaltenswerten Teile der Kasematte zu sichern und zu sanieren und im Anschluss den abgebrochenen Teil im Original zu rekonstruieren. Das Projekt ist eine Ausgleichsmaßnahme für die im Juli 2022 abgetragene Mitteltraverse. Die sich an die Kasematte anschließende Poterne soll erhalten bleiben. Der TuS 1860, auf dessen Gelände sich die Reste des Forts befinden, will die Kasematte nach Fertigstellung als Lagerstätte für ihr Material nutzen. Der Öffentlichkeit sollen die sanierte Saillantkasematte, die beiden Hohltraversen und das 2022 freigelegte Labor 2 nicht offen stehen. Die Arbeiten sollen zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.

In Anbetracht der guten Leistungen, die bei der Sanierung des Ravelin 2 erbracht wurden, kann man gespannt sein wie weit die Sanierung hier gehen wird. Das negative Beispiel Kavalier I haben die Festungskenner leider immer vor Augen!

Freigelegte Saillantkasematte, Foto S. Schmiedecke - 25.07.2024
Blick in die Saillantkasematte, Foto S. Schmiedecke - 25.07.2024
Überlagerung, Foto S. Schmiedecke - 11.12.2021
Blick ins Baufeld, Foto S. Schmiedecke - 25.07.2024

20.07.2024

Flankenkasematte des Ravelin III wird verfüllt

Freigelegte Flankenkasematte des Ravelin III, 22.10.2023, Foto S. Schmiedecke

Wie die Magdeburger Volksstimme in ihrer Ausgabe vom 20. Juli 2024 berichtete, soll die im September 2023 wiederentdeckte nördliche Flankenkasematte des Ravelin III nicht mit einer auf Bohrpfählen liegenden Stahlbetonplatte gesichert werden. Stattdessen setzt die Stadt auf eine Verfüllung mit einem Material mit geringer Druckfestigkeit.

Die Stadt gibt an, dass die Kasematte dadurch auch noch nach Jahrzehnten einfach wieder freigelegt werden kann. Als Grund für die Maßnahme gab die Stadt Kostengründe an. Die Variante mit der Stahlbetonplatte hätte voraussichtlich 500.000 € gekostet während die Variante des Verfüllens für 100.000 € umsetzbar ist.

Auch wenn die Stadt Argumentiert, dass die Kasematte nicht für den Publikumsverkehr hätte geöffnet werden können, so ist es Schade, dass es für Fachbesucher in Zukunft nicht möglich ist die zweigeschossige Kasematte zu besichtigen!

Überlagerung Ravelin III und Kavalier VII mit eingezeichneter Kasematte, Foto GeoFly, Bearbeitung S.Schmiedecke

17.05.2024

Nachruf

Am 11. Mai 2024 verstarb unverhofft im Alter von 86 Jahren

Herr Dr. Karl-Heinz Reps.

Der Naturwissenschaftler Karl-Heinz Reps wusste sich über Jahrzehnte hinweg der Denkmalpflege in Magdeburg verpflichtet. So wirkte er in dem unter Leitung von Heinz Gerling stehenden „Arbeitskreis für kulturhistorische Bauten“ mit, der insbesondere vor 1990 einen Einfluss auf die Denkmalpflege in der Stadt Magdeburg ausübte. Von Heinz Gerling übernahm er den Vorsitz der „Interessengemeinschaft Denkmalpflege“ im Kulturbund der DDR, die als IG Denkmalpflege im Kultur- und Heimatverein Magdeburg e.V. fortbesteht. Er verstand es, Exkursionen zu organisieren und Referenten für interessante Themen zu gewinnen. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit wurde er von der Landeshauptstadt geehrt.

Karl-Heinz Reps war Gründungmitglied des „Vereins Freunde der Festung Magdeburg e.V.“ und von Anfang an bis zu seinem Auflösen ununterbrochen Vorstandsmitglied. In seiner freundlichen und bescheidenen Art wirkte er im Hintergrund. Die Schriftstücke und Veröffentlichungen des Vereins, voran Protokolle und die Vereinszeitung „Der Magdeburg Festungsbote“ wurden von ihm durchgesehen und korrigiert.

Den Freunden der Festung Magdeburg wird Karl-Heinz Reps als verdienstvolle, verehrungswürdige Persönlichkeit in Erinnerung bleiben.

 

Magdeburg, im Mai 2024

IG „Freunde der Festung Magdeburg“

18.04.2024

Stellungnahme zu den Ausgrabungsbefunden am Wallonerberg in Magdeburg

Vorbemerkung

Im März 2024 wurde durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie des Landes Sachsen-Anhalt der Abschnitt eines Verkehrsweges parallel zum heutigen Wallonerberg freigelegt.

Da für die Zeit vor 1631 keine städtischen Akten verfügbar sind, wurden vor allem anerkannte Sekundärquellen zur Bewertung der Befunde herangezogen. Ein durch Aktenauswertung begründeter Ausbau des Straßennetzes wird daher für erforderlich gehalten.

Der Befund

In der Nordostecke des Grundstückes des Prämonstratenserpriorats wurde bei Bauarbeiten in einer Baugrube der Rest eines Straßenabschnitts freigelegt. Er wird von Stützmauern begrenzt. Die Straßendecke ist mit Steinplatten unterschiedlicher Abmessungen befestigt.

Baugrube mit dem freigelegten Pflaster - Foto Dr. Bernhard Mai
Freigelegtes Pflaster in der Nahaufnahme- Foto Dr. Bernhard

Die historische Ausgangssituation

Im Zuge von Bauarbeiten auf dem o.g. Grundstück, das begrenzt wird vom Wallonerberg und dem Grundstück der Ev. Reformierten Gemeinde / Altstadtgemeinde im Norden, dem Petersberg im Süden, der Straße Altes Fischerufer im Osten und die Neustädter Straße im Westen, wurden in den letzten Jahren bei Bauarbeiten verschiedene archäologische Funde gesammelt und Befunde gewonnen. Sie lassen auch Schlüsse auf die elbseitige Stadtbefestigung der Magdeburger Altstadt zwischen Hochmittelalter und früher Neuzeit zu.

Das mittelalterliche Magdeburger Altstadtgebiet, zu dem die genannten Grundstücke gehören, befindet sich auf einem Plateau über der Stromelbe. Die Kirchen St. Petri und Walloner (St. Augustini) wurden dicht am den Abbruchrand des Plateaus zur Stromelbe hin im 12. Jahrhundert bzw. um 1300 errichtet. Der Höhenunterschied zwischen der Neustädter Straße und dem heutigen Mittelwasserstand der Stromelbe beträgt rund 13 m. Die Elbe reichte einst bis an den Böschungsfuß, also das heutige Alte Fischerufer, heran. Zwischen dem Spätmittelalter und der Mitte des 18. Jahrhundert wurde das Vorgelände verbunden mit Aufschüttungen nach Osten verschoben und somit nach und nach die gegenwärtig anzutreffende topographische Situation geschaffen.

Im 13. Jahrhundert wurde durch Erzbischof Albrecht II (1205-1232) veranlasst, die Altstadt nach Norden erweitert und das genannte, bereits besiedelte Gebiet wurde in die befestigte Stadterweiterung einbezogen. Die Elbfront der Stadt blieb vorerst unbefestigt, bot doch der Fluss einen ausreichenden Schutz, zumal der Anschluss der Stadtbefestigung an die Elbe im Norden und Süden durch laufend vervollständigte Werke ausreichend geschützt erschien. Diese Werke, die seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts umgebaut als Bastionen Cleve im Süden und Preußen im Norden bezeichnet wurden, haben sich in Resten bis heute erhalten.

Im Spätmittelalter veränderte sich die Situation mit dem Einsatz von Feuerwaffen. Die elbseitige, aus dem 13. Jahrhundert stammende Stützmauer wurde mit einem Maueraufsatz versehen und durch Strebepfeiler stabilisiert. In den Mauerabschnitt zwischen Petri- und Wallonerkirche wurde eine im Belagerungsfall mit Geschützen zu bestückende Rechteckbastion eingefügt. Das Ufergelände vor der Mauer, das nach und nach gewerblich genutzt und besiedelt wurde, erhielt zu Beginn des 16. Jahrhunderts Rondells. Die Bastionen Cleve und Preußen erhielten sog. gesenkte Batterien, von denen der Spiegel der Elbe horizontal bestrichen werden konnte. Dadurch erübrigten sich die Rondelle.

Die „Wassertore“ (auch Pforten genannt), Maueröffnungen zum Erreichen des Elbufers, wurden im Belagerungsfall vermauert, was im Zuge der Belagerung durch Kurfürst Moritz von Sachen in Vollstreckung einer Reichsacht durch Kurfürst Moritz von Sachsen wohl zum ersten Mal erfolgte. Die Pforte am Wallonerberg wurde in diesem Zusammenhang im Dezember 1550 geschlossen. Während der Belagerung der Stadt von 1630/1631 wurden die Fischer zur Mitwirkung bei der Verteidigung des Nordabschnittes der Elbfront verpflichtet.

Die Mauer wurde bei der Instandsetzung der Befestigungswerke nach der Zerstörung der Stadt von 1631 beibehalten, ohne dass Veränderungen vorgenommen wurden. In allen Festungsplänen aus der Zeit zwischen 1680 und 1700 ist sie als bestehende Wehrmauer eingezeichnet.

Mit der Vollendung der Zitadelle (1702) und dem Ausbau der Turmschanze, als ostelbischer Brückenkopf, in der bis 1736 die Friedrichstadt angelegt wurde, entstand eine neue Situation zur Sicherung des Nordabschnittes der Elbfront. 1724/1725 wurde schließlich das Neue Fischerufer als Umschlagskante (Kai) für den Schiffsverkehrs geschaffen und auf ihr eine krenelierte Mauer errichtet.  Damit verlor die spätmittelalterliche Wehrmauer endgültig ihre Bedeutung.  Zwischen Altem und Neuem Fischerufer entstanden Umschlags- und Lagereinrichtungen. Das Proviantamt der Festung (1717), das vor allem als Getreidespeicher diente, wurde errichtet. Hinzu kam der Neubau des Alten Packhofes (1729-1731). Der Umschlag betrug in sehr guten Erntejahren über 200.000 t! Die überkommenen Straßen- und Wegverbindungen zwischen der Altstadt und dem Fischerufer sowie zur Strombrücke waren dem steigenden Verkehrsaufkommen nicht gewachsen. Daher wurden alle wichtigen Straßenverbindungen zwischen der Altstadt und dem Fischerufer etwa ab 1725 neugestaltet, d.h. den Verkehrsanforderungen angepasst. Treppen, insofern vorhanden, wurden durch Rampen abgelöst.

Die Neutrassierung des Walloberberges erwies sich als günstig. Das nördlich des Wallonerberges gelegene Gelände war 1626 von der Johannisgemeinde übernommen worden, um einen Friedhof anzulegen. Er wurde 1827 geschlossen und 1865 / 1867 von der Stadt erworben. Der Mittelabschnitt – die späteren Grundstücke Wallonerberg 6 und 7 betreffend – blieben dadurch bis nach 1870 unbebaut. Mit der Neutrassierung des Wallonerberges, was die Straßenbreite und das stetige Gefälle betraf, konnte die parallel dazu verlaufende alte Trasse aufgegeben und überbaut werden. Da die Straßenachse dadurch nur um wenige Meter parallel zur alten verschoben wurde, ist diese Veränderung im Vergleich maßstäblicher Pläne kaum auszumachen.

Resümee

Bei den Ausgabungen handelt es sich wahrscheinlich, um den an der Nordseite der Kirche Wallonerkirche (St. Augustini) vorbeiführenden mittelalterlichen Wallonerberg, der gegen die fahrdynamische Beanspruchung und Erosion befestigt war. Er wurde angelegt, als die Elbe noch bis an das Alte Fischerufer heranreichte. Sie kann als Zeugnis der Verbindung zwischen Altstadt und Elbe gewertet werden. Insb. die gewerbliche Nutzung des aufgeschütteten Elbvorlandes (Schiffsumschlag und Speichergebäude) zwang zu einer Reorganisation des Straßennetzes zwischen Regierungsstraße (Gouvernementsberg) im Süden und der Bastion Preußen im Norden. Das Datum der Neutrassierung des Wallonerberges unter Aufgabe der bestehenden Verbindung ist somit in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts zu suchen.            

Magdeburg, den 18. April 2024

Dr.-Ing. Bernhard Mai