Neueste aus der Festung

Ökumenische Höfe

Überraschung beim Klosterneubau im einstigen Magdeburger Stadtmauerbereich – die „Romanische Stube“
In Vorbereitung des Neubaus des Prämonstratenserklosters bei der Kirche St. Petri in der Magdeburger Altstadt direkt oberhalb der Elbuferstraße Schleinufer, im Stadtmauerbereich gelegen, fanden die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie des Landes Sachsen-Anhalt im rückseitigen Bereich des Grundstücks zu den Gebäuden der benachbarten Evangelischen Altstadtgemeinde hin, ein im Grundriss rechteckiges Mauerwerk. Beim schichtenweisen Ausgraben des Mauerwerks zeigte sich, dass sich dieses bis über fast acht Meter hinweg bis zum Horizont des heutigen Weges am Schleinufer hinunterreicht. Es war offensichtlich in den damaligen Böschungshang zum Elbufer eingebaut worden, rückwärtig weniger tief als vorderseitig. Sie war im Übrigen offensichtlich eine Schauseite, denn sie weist ein ausgezeichnetes Sichtmauerwerk aus dem 12. Jahrhundert auf. Das veranlasste die Archäologen und Denkmalschützer es als unbedingt erhaltenswert einzuschätzen. Allerdings bestand eine Problematik hinsichtlich der Zugänglichkeit des darin befindlichen mit zwei übereinander liegenden Gewölben abgedeckten Raumes darin, dass durch den später errichteten unmittelbar benachbarten sogenannten Lutherturm, eine kleine Rechteckbastion, der Zugang teilweise zugesetzt wurde. Mit einer Grundsatzentscheidung entschloss man sich für die Erkundung und Erhaltung des romanischen Bauwerks zu Lasten anderer Bauwerksteile. So wurde eine dauerhafte Einbeziehung in den Klosterbau möglich. Damit verbunden war jedoch eine aufwändige Entfernung einer mehr als 70 Meter langen nördlich gelegenen Mauerschale am Lutherturm, die sich aus unterschiedlichsten Bestandteilen und Schichten zusammensetzte und darüber hinaus noch mehrere unregelmäßige Verzahnungen aufwies. Die rückwärtige Mauer der nunmehr so genannten „Romanischen Stube“ wurde von den Archäologen als überraschend eingeschätzt, weil man dort erst 150 Jahre später steinerne Befestigungsmauern erwartet hatte. Diese Mauer konnte vermessen und dokumentiert werden, musste aber im Rahmen der Stabilisierung des gesamten Bauwerkes auf der westlichen und nördlichen Seite mit Stahlbeton gesichert und von oben mit einer Kappe versehen werden, so dass heute nur im Innenraum oberhalb der Gewölbekappen der romanischen Stube etwas davon dauerhaft zu sehen ist. Diese ist allerdings leicht von außen für die Öffentlichkeit zugänglich.
    Die nach Osten gerichtete Vordermauer der Romanischen Stube setzte sich als Erweiterung der Stadtmauer im 12. Jahrhunderts weiter nach Norden fort. Sie besteht aber aus völlig anderem Steinmaterial, was zudem alle zwei bis drei Meter in seiner Struktur wechselte. Dieser Bereich durfte, was von vornherein klar war, zugunsten des Klosterneubaus entfernt werden. Die archäologischen Ausgrabungen im westlich dahinter liegenden Teil brachten interessante Erkenntnisse einer ausgesprochen dichten Besiedlung dieses Gebietes. Gefunden wurden eng nebeneinanderstehende sogenannte Grubenhäuser mit Resten von verschiedenen Handwerksausübungen. Im Baufeld vor der Stadtmauer fanden sich noch verschiedene Gebäudereste, die für eine Terrassierung der Böschung in diesem Bereich sprechen und bis unterhalb des heutigen Straßenniveaus reichen, jedoch später offensichtlich teilweise von Schlick der Elbe überzogen wurden. Die Archäologen fanden Angelhaken und einen Ring eines vornehmen Mannes aus dem 12. Jahrhundert – also etwa aus der Lebenszeit des heiligen Norbert von Xanten (Erzbischof 1125-1134), dem Gründer des Prämonstratenserordens. Der Ring gleicht durchaus der Art eines Bischofsringes.
    Derzeit bestehen Bemühungen, die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit der Romanischen Stube vom Schleinufer her zu ermöglichen und auch eine gesonderte Begehbarkeit herzustellen. Von der westlichen Seite her kann der geneigte Besucher künftig durch Glaswände auf die Gewölbekappen und die romanischen Mauerreste schauen. Um dorthin zu gelangen, ist noch die Errichtung einer Treppenanlage vom Schleinufer her nötig, die durch das dort befindliche Wassertor auf ca. 4 m Höhe hindurchführen soll und dann damit die Ökumenischen Höfe für alle Anlieger und auch für die Öffentlichkeit elbseitig erschließt. Damit wird die Romanische Stube von innen und außen einen wesentlichen Akzent für die Ökumenischen Höfe und auch den Klosterbau erbringen.       Pater Clemens Dölken                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                
Freigelegte Gewölbekappe
Freigelegte Mauer
Romanische Stube
Zugang zur Romanischen Stube
Lutherturm und Stadtmauer
Freigelegte Gewölbekappe
Foto Pater Clemens Dölken (August 2021)
Mit Beton umschlossene Mauer
Foto: Pater Clemens Dölken (November 2021)
Die Romanische Stube, im Vordergrund sind Sicherungsanker zu erkennen
Foto: Pater Clemens Dölken (März 2021)
Der Zugang zur Romanischen Stube
Foto: Pater Clemens Dölken (Mai 2021)
Lutherturm und Stadtmauer, die in das Kloster integriert werden
Foto: sas (April 2021)
Ravelin II
Impressionen von den Baumaßnahmen

Ravelin II

Die Luftüberlagerung des Kavalier/  Ravelin II
Die Impressionen von den derzeitigen Baumaßnahmen imRavelin II    Foto: sas                  
Die fortschreitenden Sanierungsarbeiten im Ravelin II
Die Sanierungsarbeiten im Ravelin II der Westfront schreiten voran. Sie konzentrieren sich auf die Erneuerung der Erdüberdeckung der Reverskasematte, die bis etwa 2 m zu betragen hat. Sie wurde bzw. wird abgenommen, da befürchtet wird, dass Wasser von oben her in die Gewölbe eindringen und sie durchfeuchten könnte. Eine Erdüberdeckung soll in der ursprünglichen Profilierung wieder aufgebracht werden. Auch die über die Erdüberdeckung ca. 1m herausragenden Schornsteine, die im Verlauf der Zeit verloren gingen, werden zurzeit wieder hergestellt.
Das Kasemattenbauwerk ist entsprechend den damaligen Bauvorschriften eine Ziegelpfeilerkonstruktion mit einem Meter dicken Kreuzgrat- und Tonnengewölben. Auf eine Mörtelschicht wurde eine relativ grobkörnige Gussasphaltschicht aufgebracht. Eine solche wurde in den zurückliegenden Jahren bei den Kavalieren I und VIII nachgewiesen bzw. festgestellt. Eine Spezialbetonschicht, eine Ausgleichsschicht, wurde auf das so abgedichtete Gewölbe aufgebracht. Sie wurde mit einem leichten Gefälle für den Sickerwasserablauf versehen. Es waltete einst eine besondere Sorgfalt bei der Auswahl der Zuschlagsstoffe und des Zements. Auf die Betonschicht wurde wiederum die bereits genannte Erdüberdeckung aufgebracht, die im Falle der Westfront mit Rasen bestanden war.
Die Reverskasematte ist ein Zeugnis der Kasemattenbauweise, wie sie bis 1873 ausgeführt wurde.sas / bm
Baumaßnahmen
Baumaßnahmen im Ravelin II

Bürgerstiftung Kulturstiftung Kaserne Mark

20 Jahre Kulturstiftung Festung Mark
Die Kulturstiftung lud ihre Stifter und langjährigen Wegbegleiter am 4. Oktober 2021 zu einer Festsitzung in die Kaserne Mark ein. Anlass dafür war, die im Frühjahr 2001 entfachte Initiative „Kaserne Mark – Die Kulturfestung für Magdeburg“, die 2004 zur Gründung der Bürgerstiftung „Kulturstiftung Festung Mark“ aufrief und die 2005 als „Kulturstiftung Festung Mark“ gegründet wurde. In ihrer Satzung ist festgehalten: Die Gewölbe der alten Festungsanlage mögen eine Heimat werden für studentische und städtische Kunst- und Kulturformen in ihrer Gesamtbreite. Dies zu fördern ist von nun an die Aufgabe der Kulturstiftung Festung Mark. Der Vorstand der KulturSzeneMagdeburg e.V. im Juni 2005.“  Die Gründungsfeier fand am 5. Juli 2005 statt. Für die Erreichung des Zieles hat vor allem die Betriebsgesellschaft Kaserne Mark unter ihrem Geschäftsführer Christian Szibor beigetragen. Es konnte, das sei vorweggeschickt, nur erreicht werden durch das Engagement - oder anders gesagt: durch die Liebe beim Umsetzen des Anliegens – aller Mitarbeiter. Zu selbstverständlich wird oft das unter Schwierigkeiten Erreichte angesehen!
    Die Festsitzung, der sich ein geselliges Beisammensein im Hof des Bauwerks anschloss, begann mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden Herrn Prof. Jens Stackeljan. Unter dem Motto „Rück- und Ausblick 20 Jahre Festung Mark“ schlossen sich die Ausführungen des Geschäftsführers der Betriebsgesellschaft Festung Mark, Herr Christian Szibor, an. Sie waren ein Zeitraffer einer bemerkenswerten, abwechslungsreichen Entwicklung!
    Die Kaserne einer kulturellen Nutzung zuzuführen, reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Jedoch erst 1998 konnte ein realisierbares Konzept durch eine Projektentwicklungsgesellschaft vorgelegt und 2001 mit viel Mut an die Umsetzung geschritten werden. Sie wurde durch die GISE mbH – Gesellschaft für Innovation, Sanierung und Entsorgung mbH im selben Jahr mit der Beräumung des Bauwerkes begonnen. Am 4. Oktober 2001 fand bereits das erste Konzert in den noch „kahlen“ Gewölben statt. Der Vortragende hob den „Hauschor“, die Kantorei Biederitz, hervor, die einst die Gründungsfeier mitgestaltete und im Verlauf der Jahre der Kaserne Mark treu blieb. Das anschließende Beisammensein bereicherte sie erneut mit musikalischen Darbietungen. Eine 20jährige Entwicklung lässt innehalten und an jene denken, die die Entwicklung begleiteten und nicht mehr unter den Lebenden sind: Andreas Radespiel, dem Förderer und Ideengeber des Kulturgedankens, Bernd Dorau, der sachkundige Baufachmann der GISE und Peter Kajak, der stets fröhlich aufgelegte jahrelange Führer durch das Festungswerk.
    Im Juni 2002 fanden die Ersten Magdeburger Kulturfesttage statt. Bankette gibt es seit 2004. 2012 wurde auf dem Hof erstmalig ein Schirm, der nun schon quasi zum unverzichtbaren Erscheinungsbild gehört, aufgestellt.  Im Juni 2009 fanden die Ersten Magdeburger Festungstage statt, die vom Verein Freude der Festung Magdeburg getragen wurden. Mit den Festungstagen fand eine Ausdehnung der Veranstaltung in den Hohepfortewallpark statt.
    Die Lage der Kaserne Mark in der Innenstadt ist einerseits durch die kurzen Entfernungen zu Einrichtungen der Landeshauptstadt ideal, z.B. dem Campus der Universität, andererseits gab und gibt es mit den Anwohnern hinsichtlich der mit Freiluftveranstaltungen auftretenden Geräuschen Kompromisse zu schließen. So bestehen seit 2020 Einschränkungen bei Konzerten. Die Anpassung des Betriebskonzeptes war eine Folge. Das Mittelalterspektakel „Spectaculum Magdeburgense“, dass die Kaserne als Veranstaltungsort gewählt hatte und jährlich weit über 10.000 Besucher anzog, wich ins westlich gelegene Festungsglacis aus.
    Großen Anklang hat die alljährliche Veranstaltung „Advent in den Gewölben“ gefunden. Eine wohltuende Atmosphäre zeichnet sie aus. Es wurde weiterhin darüber berichtet, dass immer mehr Institutionen und Vereine die Kaserne als Veranstaltungsort wählen: Sportler feiern mit ihren Fans. Die Innenministerkonferenz tagte in ihren Mauern.  PKW-Modelle wurden präsentiert. … Eine sich seit 2018 wiederholende Winterattraktion ist die „Eiszeit“. Eine 600 m² große Eislaufbahn im Innenhof erlaubt das Schlittschuhlaufen. Für Außenveranstaltungen steht seit geraumer Zeit - begrenzt vom Kasernengebäude, der Zwingermauer und der Gustav-Adolf-Straße - ein in sich geschlossener Außenraum zur Verfügung, dem ein Spielplatz angeschlossen ist.
    Ein tiefer Einschnitt war die Coronapandemie, die zum totalen Erliegen des Kulturbetriebes vom 13. März bis zum 28. Mai 2020 führte. Vom 29. Mai bis zum 9 August 2020 fand im Hohepfortewallpark unter Einhaltung der Coronavorgaben das „1. Magdeburger Kultur-Picknick“ statt. Die Mitarbeiter der Gesellschaft halfen im April 2020, als der Kulturbetrieb ruhen musste, beim Spargelstechen. Für das Weihnachtsfest 2020 wurde für Pflege- und Serviceeinrichtungen eine virtuelle Weihnacht gestaltet. Die Zeit eingeschränkter Aktivitäten wurde dazu genutzt, die Netzwerke auszubauen.
    Nicht ohne berechtigten Stolz konnte Herr Szibor darauf hinweisen, dass die Kaserne nicht nur zu einem unverzichtbaren Veranstaltungsort geworden ist, die jedermann gern aufsucht. So wurde das „Luisenzimmer“, ein Veranstaltungsraum, ausgestaltet, die gastronomische Einrichtung „Stübchen“ eröffnet und der bereits genannte die Hoffläche mittig überspannende Pilzschirm angeschafft. Nicht unerwähnt blieb die Anbringung einer Galerie im Hauptgewölbe. Die Innenausstattung konnte wesentlich verbessert werden durch die Schaffung eines Empfangsbereiches, eines Informationsleitsystems und der für Behinderte wichtige, allgemein benutzbare, die Stockwerke verbindende Aufzug. 2016 wurde ein Parkplatz angelegt.
    Herr Szibor erläuterte auch die Finanzsituation der Stiftung und die Gewährung von Krediten, was hier nicht wiedergegeben wird.
    Die Ausführungen wären nicht vollständig gewesen, hätten sie nicht mit einem Ausblick geendet. Die unbefriedigende Dachgestaltung, die einst eine rund 2 bis 4 m hohe die Gewölbe bei Beschuss schützende Erdüberdeckung hatte, soll in Abstimmung mit der Denkmalpflege verändert werden. Dadurch können die gegenwärtigen Dachaufbauten verdeckt, Solarstromanlagen installiert und ein Sonnendeck geschaffen werden. Ein besonderer Effekt wird dadurch erzielt: Das einstige Erscheinungsbild der Defensivkaserne wird wieder hergestellt. Eine neue Hofbühne soll aufgestellt werden und schließlich werde es Veranstaltungshöhepunkte geben, wie eine solche zur „Magdeburgischen Hochzeit“, die auf die Zerstörung Magdeburgs von 1631 Bezug nehmen wird.
    Die Darlegungen waren so umfassend und in sich geschlossen, dass in der abschließenden Aussprache nur wenige Fragen vorgebracht wurden.
    Herr Szibor führte durch das Haus, bevor die meisten Teilnehmer bei einem Getränk und wohlschmeckender Suppe den wechselseitigen Gedankenaustausch bei Musik des Quintetts Royal mit der für dieses Ensemble charakteristische Musik.
    Eine Abendveranstaltung am 9 Oktober 2021 im Hof der Festung Mark mit Musik, LED- und Feuershow u.a.m. ließ die Begehung des Jubiläums zu einer schönen Festveranstaltung werden. bm
Außenanlagen
Beleuchtete Hoffassade
Lounge
Innenhof mit Pilzschirm
Innenhof mit Pilzschirm    Foto: sas
Besichtigung der Außenanlagen nach der Festsitzung
       am  4. Oktober 2021              
                  Foto: bm
Die neugestaltete Lounge im Hohen Gewölbe   Foto: bm
Beleuchtete Hoffassade    Foto:sas
Baumaßnahmen im Ravelin II (September/Oktober)    Foto: sas                                             
Baumaßnahmen im Ravelin          Foto: sas                                              
Quellen:
Bildbearbeitung B. Gutew

Luftbildbereitstellung Fa. GeoFly GmbH Ottersleber Chaussee 91, 39120 Magdeburg

Historischer Grundriss Kavalier V /Ravelin II
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

Berlin-Dahlem, XI. Hauptabteilung, Festungspläne Kriegsministerium, Sign, GstA PK. XI. HA FbK. 70694

Ausgrabungen an der Walther-Rathenau-Straße im Januar 2022

Während der Beräumung des Baufelds für den Neubau eines Studentenwohnheims kamen am 10. Januar an der Südseite der Walther-Rathenau-Straße, nahe der Ecke Am Krökentor plötzlich Mauerreste zum Vorschein. Der Verein konnte schnell die Mauern, von denen im Lauf der Ausgrabungen noch mehr freigelegt wurden, der um 1871/73  geschliffenen Bastion Heinrich zuordnen. Durch die Grabungsleiterin Juliane Huthmann, die die Bauarbeiten archäologisch begleitet, wurde diese Feststellung bestätigt. Es ist zu erwarten das noch mehr Reste der Bastion freigelegt werden. Das Bauvorhaben lässt es nicht zu, dass die Reste der Bastion erhalten werden. Erste freigelegte Mauern wurden bereits abgerissen.                  sas                        
Bastion Heinrich
Die bis zum 19. Januar 2022 freigelegten Mauern     Foto: sas

Besuch der Ausgrabung an der Walther-Rathenau-Straße am 03. Februar 2022

Kurzfristig bot sich für uns die Möglichkeit eine aktuelle Ausgrabung in Magdeburg, Walther-Rathenau-Straße, zu besuchen. Zusammen mit Mitgliedern und Freunden der „Archäologischen Gesellschaft in Sachsen-Anhalt e.V.“  führte uns die örtliche Grabungsleiterin Juliane Huthmann M.A. vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie über die Baustelle.
An der Südseite der Walther-Rathenau-Straße wird unweit des Campus Humanwissenschaften ein Komplex neuer Studentenwohnheime errichtet. Wir befinden uns hier auf dem barocken Festungsgelände und damit auf der nach dessen Aufgabe vor 1945 weitgehend unbebauten Fläche des „Schrote-Exerzierplatzes“. Schon die Probeschnitte auf dem Gelände hatten gezeigt, dass hier der ungestörte Löss bis in die Höhe des Hanges oberhalb der modernen Straße ansteht. Außer den Mauerresten der geschliffenen Bastion Heinrich haben die Grabungen inzwischen auch erste prähistorische Befunde erbracht. Im steinzeitlichen Spitzgraben wurden zwei handflächengroße Keramikscheiben entdeckt. Laut der Grabungsleiterin  deutet die Art der Verzierung auf die „Schönfelder Kultur“ (ca. 2.800-2.200 v. Chr.) hin. Die nach dem Fundort Schönfeld, Ldkr. Stendal, benannte Kultur war eine vorwiegend auf Mitteldeutschland beschränkte Erscheinung mit Kerngebiet zwischen nordöstlichem Harz, mittlerer Elbe und unterer Havel. Die gut erhaltene Pfeilspitze aus Feuerstein, ist wie der Spitzgraben selbst, etwa 4000 Jahre alt. Für eine genauere zeitliche Einordnung entnimmt das Team aktuell vor Ort Bodenproben.
Wir bedanken uns bei der Grabungsleiterin Juliane Huthmann für die interessante Führung.                                              Fotos:bp
geschätztes Alter ca. 4000 Jahre
Steinzeitlicher Spitzgraben
geschätztes Alter ca. 4000 Jahre
Pfeilspitze aus Feuerstein
ca. 2.800-2.200 v. Chr.
Keramikscherben ,,Schönfelder Kultur"
ca. 2.800-2.200 v. Chr.
Vor den Mauerresten der Bastion Heinrich
Grabungsleiterin Juliane Huthmann M.A.
Vor den Mauerresten der Bastion Heinrich
napoleonischen Besetzung von 1806-1814
Fundort von Uniformknöpfen der franz.Infanterie
napoleonischen Besetzung von 1806-1814
Abriss der Bastion um 1871/73
Reste der Bastion Heinrich
Abriss der Bastion um 1871/73